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Wie funktioniert Weißblech-Recycling? Eine Lebensmitteldose geht auf Reisen

Recycling hat zwei entscheidende Vorteile – es spart Ressourcen und schont die Umwelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Verpackungsmaterialien kann Weißblech immer und immer wieder recycelt werden. Dafür müssen Weißblech-Produkte wie die Lebensmitteldose mehrere Stationen durchlaufen: Erst werden sie aussortiert, dann aufbereitet, in Form von Schrottpaketen eingeschmolzen und zusammen mit Roheisen wieder zu einem neuen hochwertigen Stahlprodukt verarbeitet.

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Wenn du deine Lebensmitteldose in die gelbe Tonne geworfen hast, beginnt für sie eine abenteuerliche Reise. Sie wird zerkleinert, zusammengepresst, bei rund 1200 Grad eingeschmolzen und mit flüssigem Roheisen zu Rohstahl verarbeitet. Und am Ende – nachdem sie aus dicken Brammen dünn gewalzt wurde – wird sie zu einem ganz neuen Stahlprodukt. Das ist möglich, weil Stahl immer und immer wieder neu verwertet werden kann - ohne Qualitätsverlust.

Damit das Recycling reibungslos klappt, muss die Lebensmitteldose nach ihrer Entsorgung erstmal vom restlichen Abfall getrennt werden. In einer Sortieranlage wird sie deshalb von einem Magneten herausgezogen und dann mit vielen weiteren Dosen in einen Lkw verfrachtet. Der bringt die Weißblechverpackungen dann in eine Aufbereitungsanlage, wo sie für den letzten Recyclingvorgang – das Einschmelzen im Stahlwerk – vorbereitet werden.

Die Wilhelm Bötzel GmbH & Co. KG in Herne betreibt eine der größten Aufbereitungsanlagen Deutschlands. Dort kommen jeden Tag knapp 20 Lkw mit rund 400 Tonnen entsorgter Weißblechverpackungen an. Einige davon sind Industrieabfälle, der überwiegende Großteil stammt jedoch aus Privathaushalten – also aus der gelben Tonne. „In den Sortieranlagen wird der Stahlschrott zwar schon größtenteils aussortiert, doch häufig befinden sich zwischen den Weißblechdosen noch Plastikfolien und Abfälle. Wir sorgen dafür, dass diese Reste abgetrennt werden und der Weißblechschrott am Ende so rein wie möglich ist, bevor er ins Stahlwerk kommt“, so Peter Robert, Betriebsleiter bei der Aufbereitungsanlage der Firma Bötzel in Herne.

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Dosen werden zu Schrottpaketen zusammengepresst

In der Halle der Firma Bötzel stapeln sich gebrauchte Dosen zu hohen Bergen auf. Wer mit solchen Mengen an Weißblech hantiert, braucht auch große Werkzeuge und Maschinen: Bagger und Radlader verfrachten den Weißblechschrott in verschiedene Anlagen, die ihn weiterverarbeiten. „Die Weiterverarbeitung erfolgt in mehreren Aufbereitungsschritten. Zunächst wird der Schrott maschinell zerkleinert und anschließend per Magnet von den Nicht-Eisen-Metallen und den Reststoffen getrennt. Im Anschluss wird er in einer leistungsstarken Presse zu Schrottpaketen verdichtet“, erklärt Peter Robert. Die Pakete aus zerkleinertem Metall sehen zwar handlich aus, wiegen aber rund 200 Kilo. Ein Bagger verfrachtet die Schrottpakete dann in einen Lkw, der sie ins nahe gelegene Stahlwerk von thyssenkrupp Steel nach Duisburg bringt. Auch der zuvor aussortierte Restmüll wird weiterverarbeitet. Da er anders als Weißblech nicht so gut recycelt werden kann, wird der Restmüll in der Industrie häufig zur Energieerzeugung genutzt.

Im Stahlwerk wird der Schrott zusammen mit weiterem Stahlschrott eingeschmolzen und mit flüssigem Roheisen zu Rohstahl verarbeitet. In der Stranggießanlage wird dieser zu einem großen Stahlblock, einer so genannten Bramme, gegossen. Nun kann man daraus ein ganz neues hochwertiges Stahlprodukt herstellen – Felgen zum Beispiel. Genauso gut kann daraus aber auch wieder Weißblech gemacht werden. Dafür wird der Stahl erst warmgewalzt und dann im Kaltwalzwerk auf bis zu 0,10 Millimeter heruntergewalzt. Durch eine feine Beschichtung mit Zinn wird das Material schließlich zu Weißblech – und damit zu dem Material aus dem die Dosen sind: Lebensmitteldosen, Getränkedosen, Aerosoldosen oder auch Lackdosen.

Recycling schont die Ressourcen unserer Welt

Wie du siehst, gibt es in Deutschland zum Glück gut funktionierende, regionale Recyclingsysteme für Stahl. Denn Recycling ist einfach gut für die Umwelt. Jeder Recyclingvorgang spart im Vergleich zur Primärerzeugung wichtige Ressourcen und Energie. So werden bei der Stahlerzeugung durch den Einsatz von Schrott weniger Kohle, Eisenerz und Kalkstein benötigt. Gleichzeitig werden beim Recycling 70 Prozent weniger Energie verbraucht, als wenn der Stahl allein mit neuem Eisenerz hergestellt werden würde. Das wirkt sich positiv auf den CO2-Ausstoß bei der Herstellung aus. Die Emissionen deiner Lebensmitteldose sinken deshalb mit jedem Recycling-Vorgang. Nach dem sechsten Zyklus haben sich die Emissionen mehr als halbiert.

Du siehst: Ohne Recycling wäre es viel aufwendiger neue Dosen herzustellen, da wir immer wieder neue Ressourcen einsetzen müssten. Daher ist es besonders wichtig, dass deine Lebensmitteldose immer in der gelben Tonne oder im gelben Sack landet. Also: Schick deine Dose auf Reisen!